211108_Publicateur_Digital_DigitaleAusgabe
Eine Herzensangelegenheit – so nannte die langjährige Bundeskanzlerin Angela Merkel das Projekt der Digitalisierung in Deutschland. Wenngleich auch die Bundesregierung die Weichen dazu stellen muss, ist die Umsetzung nicht ausschließlich Aufgabe der Politik. Es ist vielmehr eine Angelegenheit unserer gesamten Gesellschaft, zu der jede und jeder Einzelne seinen Beitrag leisten kann. Nahezu alle deutschen Unternehmen sind damit aufgefordert, die Digitalisierung im eigenen Umfeld umzusetzen und voranzutreiben.
Und das ist auch dringend erforderlich, denn im „Digitalen Rennen“ weg von einer analogen Nation zu einem fortschrittlich aufgestellten und vernetzten Staat ist Deutschland noch weit entfernt. Sicherlich hinkt der internationale Vergleich mit den in diesem Bereich führenden Weltmächten USA und Hongkong. Doch auch gemessen an Europa bewegen wir uns allenfalls im Mittelfeld, hinter unseren Nachbarn aus Skandinavien, der Schweiz, den Niederlanden oder England. Sogar das kleine Estland ist uns in vielerlei Hinsicht voraus und gilt als leuchtendes Vorbild in Sachen E-Verwaltung. Um nicht den Anschluss zu verpassen, muss Deutschland jetzt aktiv werden.
Hier wird die Industrie 4.0 zum Dreh- und Angelpunkt. Die gigantischen Datenmengen, die während der Produktherstellung oder Verarbeitung von Rohstoffen gesammelt werden, stellen das Gehirn unserer digitalen Industrie dar. Es gilt, sie intelligent zu erfassen, auszuwerten und zu vernetzen, sodass die gewonnenen Erkenntnisse anderen elementaren Zweigen zugutekommen können. Und damit Deutschland seinem guten Ruf als anerkannter Forscher und Technologiestaat wieder gerecht werden kann.
Die größte digitale Baustelle, welche die neue Regierungskoalition zu bewältigen hat, teilt sich in die Bereiche Gesundheitswesen, Bildung und Verwaltung auf. Hier hat insbesondere die Corona-Krise ihr Brennglas draufgehalten und die Schwachstellen unserer analogen Republik deutlich gemacht. Doch es kommt noch dicker, denn um all diese Stolpersteine zu beseitigen, bedarf es ITK-Spezialisten, die unserem Land aktuell fehlen. Der erste und vielleicht entscheidende Ansatzpunkt auf dem Weg zur Digitalisierung Made in Germany?
Doch es gibt auch Licht am Ende des Tunnels. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur schreitet voran: Immer mehr weiße Flecken, insbesondere in ländlichen Bereichen, werden durch den Breitbandausbau abgedeckt. Ebenso hat das schnelle Mobilfunknetz G5 längst Einzug gehalten – unverzichtbar in einer modernen und vernetzten Gesellschaft. Und die Digitalisierung in der Industrie? Intelligente Softwarelösungen, hierzulande entwickelt, stehen bereit und warten auf den Einsatz.
Es kann also losgehen, die Ausgangslage ist bekannt. Doch Vorsicht ist geboten, denn da, wo Fortschritt ist, lauern Gefahren – insbesondere aus dem Internet. Hackerangriffe und Datenmissbrauch sind das Resultat. So hat das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) vor einer gesteigerten Cyberkriminalität gewarnt: „Die IT-Sicherheitslage bleibt angespannt bis kritisch“, heißt es im Lagebericht 2021. Ein weiteres Thema dieser Ausgabe.