Sparen und investieren lohnt auch für Best Ager

Dezember 2022, Autor: Christian Hartwich

Andrea Bojkovska

Ulrich J. aus Berlin ist skeptisch: „Bringt das jetzt noch was, wenn ich mein Geld weiterhin anlege?“ Der Berliner ist 52, steht noch erfolgreich im Berufsleben und denkt darüber nach, wie er mit seinen bisherigen Ersparnissen umgehen soll. Sukzessive ausgeben oder doch noch investieren?

Tatsächlich spricht vieles dafür, das Geld weiter anzulegen – auch wenn man schon etwas älter ist. Dabei sind Unabhängigkeit und Sicherheit im Ruhestand zwei wesentliche Gründe, warum sich das Sparen auch für die Generation 50+ lohnt. Und natürlich gibt es auch noch Träume, die man im späteren Rentenalter verwirklichen will.

Bestandsaufnahme ist wichtig

Doch egal, was man im Alter mit dem angesparten Kapital vorhat; Zunächst geht es darum, eine Bestandsaufnahme der Situation im Ruhestand zu machen. „Entscheidend ist: Wie viel Geld kann ich aus der gesetzlichen Rente und meinen anderen Bausteinen erwarten? Und wie hoch werden meine regelmäßigen Ausgaben sein?“, sagt Martin Klotz, Experte beim Geldratgeber „Finanztip“. „Wenn da eine Differenz ist, sollte ich prüfen, wie viel Geld ich monatlich investieren kann, um diese Lücke zu schließen.“

Hat man diese Fragen geklärt, geht es darum, die Geldanlage für die nächsten Jahre zu organisieren, die passenden Anlageformen zu finden und individuell für sich auszuwählen. Da der Anlagezeitraum bis zum Eintritt in den Ruhestand bei Best Agern kürzer ist als bei jüngeren Menschen, ergibt sich daraus auch eine entsprechende Strategie. In der Regel gilt: Je älter man ist, desto geringer sollte das Risiko sein, welches man mit seiner Investition eingeht. Auf jeden Fall ist, wie auch bei jüngeren Kapitalanlegern, eine effektive Risikostreuung unabdingbar. Das bedeutet in erster Linie, nicht die gesamte Anlagesumme auf eine einzige Anlage zu konzentrieren.

Verschiedene Anlageformen sind möglich

Vergleichsweise risikoarm ist Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten. „Es ähnelt dem Sparbuch, bringt aber nach einem zuvor festgelegten Anlagezeitraum höhere Zinsen“, erklärt Martin Klotz. „Diese sind im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten aber immer noch niedrig. Zudem ist es nicht möglich, jederzeit auf das Geld zuzugreifen. Da hört die Parallele mit dem Sparbuch auf.“

Da zwischen dem Alter von 50 und dem Renteneintritt mit etwa 67 noch ein etwas längerer Zeitraum liegt, sind Aktien grundsätzlich interessant. Klotz: „Historisch gesehen bringen sie erheblich mehr Rendite als Festgeld. Allerdings kann die Investition in Einzelaktien auch starke Verluste mit sich bringen. Daher raten wir von Einzelaktien als Anlageform generell ab.“ Zudem erfordert das Engagement in einzelne Aktien kontinuierliche Aufmerksamkeit der Anleger. Nicht jeder hat jedoch die Zeit oder auch die Lust, den Aktienmarkt täglich im Auge zu behalten.

Weniger riskant sind ETFs – Exchange Traded Funds, die einen Wertpapierindex nachbilden. Diese Anlageform besteht aus der Ansammlung vieler Einzelaktien, womit dem Gebot der Diversifizierung Rechnung getragen wird. Wie Aktien werden sie an der Börse gehandelt. Über einen längeren Anlagezeitraum können sie durchaus ansehnliche Renditen bringen und sind auch für Anleger interessant, die vielleicht nur noch 15 Jahre bis zum Renteneintritt haben. „Wenn man zum Beispiel heute beginnt, über die kommenden 15 Jahre monatliche Raten in einen ETF-Sparplan einzuzahlen, kann das eine gute Ergänzung zur gesetzlichen Rente sein“, sagt Klotz.

Auch Immobilien sind interessant

Interessant als Kapitalanlage auch für Best Ager sind Immobilien. Noch immer gelten Eigentumswohnungen und Häuser als Betongold, sind vor allem aufgrund ihrer Wertbeständigkeit beliebt. Zudem bieten sie – selbstbewohnt – im Alter Mietfreiheit – so bleibt von der eigenen Rente mehr zum Leben übrig. Werden sie vermietet, generieren sie dagegen Monat für Monat Zusatzeinnahmen.

Die Herausforderung: Um eine Immobilie zu erwerben, braucht es erst einmal einen großen Batzen Vermögen. Zehn bis 20 Prozent des Kaufpreises plus die Kaufnebenkosten sollte der Kaufwillige schon aufbringen. Zudem sind die Zinsen auf Immobiliendarlehen zuletzt stark gestiegen, die Mietrenditen für fremdgenutzte Objekte aufgrund der hohen Kaufpreise aber eher niedrig. Lohnen kann sich die Immobilie als Kapitalanlage aber trotzdem – wenn man denn ein gutes, aber günstiges Objekt findet und ausreichend Eigenkapital mitbringt. Über letzteres verfügen gerade Best Ager oft in ausreichendem Maße.

Betriebliche Altersvorsorge eine Option

Last but not least könnte sich auch für über 50-jährige Angestellte noch eine betriebliche Altersvorsorge empfehlen. „Man kann den Chef beziehungsweise die Chefin nach einer betrieblichen Altersvorsorge fragen. Jedes Unternehmen muss das anbieten“, sagt der Finanztip-Experte. „Das Modell funktioniert so, dass man Teile seines Einkommens direkt aus dem Bruttolohn einzahlt und dadurch etwas Steuern und Sozialversicherungsbeiträge spart.“ Besonders interessant: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den vom Angestellten eingezahlten Betrag mit mindestens 15 Prozent zu bezuschussen.

Zum Schluss hat Martin Klotz noch einen Ratschlag parat für alle, die schon Jahre vorher wissen, dass sie früher in Rente gehen wollen: „Ab einem Alter von 50 Jahren kann man freiwillig Sonderzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung leisten. Auf diese Weise lässt sich der Rentenabschlag auffangen, der normalerweise bei einem vorzeitigen Renteneintritt ab 63 anfallen würde.“

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