Medizinische Versorgung für Hilfsbedürftige

Dezember 2022, Autor: Dr. Tobias Schneider

Towfiqu Barbhuiya – Unsplash

Schaut man sich die Kosten für Behandlungen und Medikamente an, kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dass der gesamte Markt für Arzneimittel und Medizinprodukte von Gewinnmaximierung motiviert ist. Vor allem Privatpatienten sind sich der hohen medizinischen Kosten durch Selbstbeteiligung bewusst. Manche Medienberichte suggerieren auch, dass es allen Akteuren nur ums Geld geht.

 

Eine solche extreme Sichtweise entspricht jedoch nicht der Realität. Es gibt auch zahlreiche Fälle, in denen Menschen deutlich vergünstigt oder sogar kostenlos Zugang zu Medikamenten erhalten. Das ist vor allem in Regionen der Fall, in denen sich die Mehrheit der Bevölkerung den Zugang zu moderner Medizin ohnehin nicht leisten kann. Aber auch Menschen hier in Deutschland, die aus verschiedenen Gründen nicht krankenversichert sind, brauchen diese Hilfe.
Gerade in der Ärzteschaft hat die Behandlung von bedürftigen Menschen seit jeher einen besonderen Stellenwert. So heißt es zum Beispiel im Hippokratischen Eid:
“Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht.”
Auch wenn dieses Gelübde heute durch das Genfer Ärztegelübde abgelöst wurde, das ähnliche karitative Elemente enthält, spielt eine soziale Komponente in der Medizin auch heute noch eine Rolle. So gibt es viele Vereine und Organisationen, die sich der Versorgung von Menschen in medizinischer Not widmen.

Wer leistet Hilfe für Menschen in Not?

Zu den bekanntesten internationalen Organisationen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung gehören das Internationale Rote Kreuz und „Ärzte ohne Grenzen“, die Menschen in Krisen- und Kriegsgebieten versorgen. So sind beispielsweise mehr als 700 Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ in der Ukraine im Einsatz, um die vom Krieg betroffenen Patienten zu versorgen.1
Auch in Deutschland gibt es Organisationen, die sich auf die Versorgung von Menschen spezialisiert haben, die keinen Anspruch auf medizinische Versorgung haben. Dazu gehören der Malteser Hilfsdienst, der Caritasverband und andere Nichtregierungsorganisationen wie Medizin Hilft e.V. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Hilfsorganisationen, die sich für bestimmte Patientengruppen einsetzen, wie die European AIDS Treatment Group.

Woher kommen die Mittel?

Die verschiedenen Organisationen haben individuelle Finanzierungsmodelle. Viele erhalten Hilfe von der Regierung oder anderen offiziellen Stellen, aber in den meisten Fällen stammt ein Großteil der Mittel von Privatpersonen oder basiert auf ehrenamtlicher Arbeit. Im Jahr 2020 hatte Ärzte ohne Grenzen beispielsweise Einnahmen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro, von denen 96 % von privaten Spendern stammten. Auch Unternehmen, die Medikamente oder medizinische Geräte herstellen, spenden regelmäßig an verschiedene medizinische Organisationen. Diese Hilfe kann in Form von Medikamenten- oder Materialspenden, aber auch in Form von Geldspenden erfolgen. Der Verband der Europäischen Pharmazeutischen Industrie EFPIA unterstützte etwa die Ukraine in den ersten Wochen nach Ausbruch des Krieges mit 4 Millionen Arzneimitteldosen und 28 Millionen Euro Direkthilfe.2

Verteilung der Demenzformen

Anderen helfen – selbst profitieren

Während das Spenden an gemeinnützige medizinische Organisationen für viele Menschen eine Herzensangelegenheit ist, kann man in einer für alle zugänglichen medizinischen Versorgung auch einen greifbaren Nutzen für alle sehen. So verringert eine gute Behandlung von Infektionskrankheiten die Wahrscheinlichkeit der Übertragung auf andere und schützt so die gesamte Bevölkerung. Außerdem erhöht ein besseres Gesundheitsniveau in einer Gesellschaft den allgemeinen Wohlstand.

Wie kann ich einen Beitrag leisten?

Es gibt viele Möglichkeiten, gemeinnützige medizinische Organisationen zu unterstützen. Der einfachste Weg ist eine Geldspende, die im Übrigen bei der Einkommensteuererklärung absetzbar ist.
Viele Hilfsorganisationen, die in Krisengebieten aktiv sind, legen besonderen Wert auf die medizinische Betreuung von Kindern. Oft kann auch gesondert für die Kinderhilfe gespendet werden. Sehr bekannt ist etwa UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.
Auch ehrenamtliche Arbeit ist eine Möglichkeit, insbesondere für Menschen, die eine medizinische Ausbildung oder ein entsprechendes Studium absolviert haben. Sie können aber auch z. B. das Rote Kreuz mit einer Blutspende unterstützen, da es einen Teil seiner Ausgaben durch den Verkauf von Blutspenden finanziert.

[1] https://www.doctorswithoutborders.org/what-we-do/where-we-work/ukraine
[2] https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/03/14/ukraine-krieg-europaeische-pharmaunternehmen-spenden-medikamente-und-geld/chapter:2

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