Volkskrankheiten – Alter & Demenz

Dezember 2022, Autor: Dr. Gerhard Pappert

Matt Bennett – Unsplash

Eine der größten Herausforderungen für viele Gesundheitssysteme weltweit, insbesondere in den Industrienationen und den reicheren Entwicklungsländern, ist die zunehmende Alterung der Gesellschaft. Das Alter bringt aufgrund der steigenden Zahl chronischer Erkrankungen besonders hohe Kosten mit sich. Während nur 10 % der 18- bis 28-Jährigen an einer chronischen Erkrankung leiden, sind es in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen bereits 27 % und bei den über 70-Jährigen fast die Hälfte. 1

Einige bekannte Krankheiten nehmen mit dem Alter besonders stark zu. Dazu gehören Osteoporose, Herzinsuffizienz, Arthrose, aber auch Demenz. Demenz wird von den meisten Menschen besonders gefürchtet, da schwere kognitive Einbußen von vielen Menschen negativer gesehen werden als andere körperliche Leiden. Demenz ist jedoch nicht gleich Demenz; es gibt verschiedene Formen, die sich in Entstehung, Schwere und Verlauf unterscheiden. Außerdem gibt es Möglichkeiten, den Ausbruch einer Demenz zu verhindern oder zumindest zu verzögern.

Was ist eine Demenz und wie häufig kommt sie vor?

Per Definition ist Demenz durch eine Verschlechterung der geistigen Leistungsfähigkeit in verschiedenen Bereichen gekennzeichnet. Dazu kann die klassische Vergesslichkeit gehören, aber auch eine Verschlechterung der Orientierung, der Lernfähigkeit oder ein Verlust der Sprache. Auch das Urteilsvermögen kann beeinträchtigt sein. Das Heimtückische an der Demenz ist die schleichende Entwicklung einiger Formen, die sich erst bei längerer Beobachtung bemerkbar macht. Die starke Korrelation der Demenz mit dem Alter wird in den Statistiken besonders deutlich. Unter 65 Jahren gibt es kaum Demenzerkrankungen, aber mehr als jeder dritte Mensch über 90 leidet an Demenz.2 Nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation leben weltweit etwa 55,2 Millionen Menschen mit Demenz, davon 1,8 Millionen in Deutschland.3
Eine weitere Sorge ist, dass diese Zahlen aufgrund der zu erwartenden Zunahme des mittleren Lebensalters wahrscheinlich weiter steigen werden. Bis 2050 erwarten die Forscher einen Anstieg auf etwa das Dreifache des Niveaus von 2019.4

Andere Volkskrankheiten auch auf dem Vormarsch

Neben dem starken Anstieg der Demenz lässt sich ein ähnlicher Trend auch bei anderen Volkskrankheiten betrachten. So lebten 2019 weltweit 463 Millionen Menschen mit Diabetes, bis 2045 sollen es über 700 Millionen sein.5 Ähnliche Entwicklungen sind bei der koronaren Herzkrankheit, Bluthochdruck und Osteoporose zu erwarten. Diese teils dramatischen Anstiege sind hauptsächlich auf die globale Zunahme der Lebenserwartung zurückzuführen.

Was sind die verschiedenen Formen der Demenz?

Die wohl mit Abstand bekannteste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Sie macht etwa 60 % aller Demenzerkrankungen aus. Bei der Alzheimer-Krankheit kommt es zu einer krankhaften Ablagerung eines Proteins zwischen den Nervenzellen des Gehirns. Dies scheint entweder der Auslöser oder die Folge einer Störung des Stoffwechsels der Nervenzellen zu sein; in jedem Fall kommt es zu einem zunehmenden Absterben der Zellen und damit zu einem Rückgang der geistigen Leistungsfähigkeit.
Weitere bekannte Formen der Demenz sind die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz und die frontotemporale Demenz. Bei der vaskulären Demenz werden die Schäden hauptsächlich durch viele kleine Schlaganfälle verursacht, die die Blutzufuhr in vielen kleinen Gefäßen unterbrechen und zum Absterben der von ihnen versorgten Hirnbereiche führen. Sie macht etwa 20 % der Demenzerkrankungen aus.
Verteilung der Demenzformen

Woran erkenne ich den Beginn einer Demenzerkrankung?

Das Hauptsymptom aller Demenzerkrankungen sind Störungen des Gedächtnisses, insbesondere des Kurzzeitgedächtnisses zu Beginn. Diese sind jedoch schwer von einer harmlosen Vergesslichkeit zu unterscheiden und können bei oberflächlicher Betrachtung lange Zeit verschleiert werden, insbesondere bei Menschen, die viele soziale Kontakte gewohnt sind. Eine beginnende Demenz wird deutlicher, wenn man intensive Gespräche mit Menschen führt, mit denen man schon lange Kontakt hat.
In späteren Stadien ist auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Verhaltensänderungen wie Lustlosigkeit, Aggressivität und Schlafstörungen treten deutlich häufiger auf. Auch ein kleinschrittiger, schlurfender Gang ist beim Gehen oft zu beobachten.

Wie kann ich einer Demenz und anderen Krankheiten vorbeugen?

Einer der wichtigsten Schutzfaktoren gegen die Entwicklung einer Demenz ist die Aufrechterhaltung kognitiv anspruchsvoller Reize. Dazu können die Pflege sozialer Kontakte und das Erlernen neuer Fähigkeiten, z. B. Hobbys oder berufliche Weiterbildung, gehören. Das oft angepriesene „Gehirnjogging“ scheint jedoch wenig oder gar keinen Schutz zu bieten.
Körperliches Training und die allgemeine Reduzierung von Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol, Übergewicht und Bluthochdruck verringern ebenfalls das Risiko, an Demenz zu erkranken. Allgemeine gesundheitsfördernde Verhaltensweisen beeinflussen natürlich auch das Auftreten vieler anderer Volkskrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck. Auch Bewegung und Beschäftigungstherapie können sich günstig auf den Verlauf von Demenz und anderen Volkskrankheiten auswirken.
Bei bereits Erkrankten kann auch eine medikamentöse Therapie in Betracht gezogen werden, die die Konzentration und das Verhältnis verschiedener Neurotransmitter beeinflusst. Medikamente können die Krankheit jedoch nicht heilen, aber die Symptome für einen begrenzten Zeitraum lindern.

Quellenangaben:
[1]
(https://de.statista.com/statistik/daten/studie/267555/umfrage/anteil-der-chronisch-erkrankten-in-deutschland-nach-altersgruppen/)
[2]
(https://de.statista.com/statistik/daten/studie/267555/umfrage/anteil-der-chronisch-erkrankten-in-deutschland-nach-altersgruppen/)

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