Besser älter werden
Dezember 2022, Autor: Jens Bartels
Dezember 2022, Autor: Jens Bartels
Wer rastet, der rostet – diese Weisheit nehmen sich gerade Senioren zu Herzen, legen Ergebnisse einer aktuellen Studie von Professor Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg nahe. Er untersuchte im Rahmen des SKL-Glücksatlas anhand langjähriger Daten das Lebensgefühl der Senioren in Deutschland. „Die Rentner von heute sind glücklicher, schätzen sich gesünder ein und sind körperlich aktiver als ihre Altersgenossen vor zwei Jahrzehnten“, bilanziert der Experte. So hat etwa die Lebenszufriedenheit der Rentner in den vergangenen zwanzig Jahren stark zugenommen. Dies gilt für Männer genauso wie für Frauen. Auch der Anteil der Rentner, die ihre Gesundheit als gut oder sehr gut einschätzen, ist seit 2000 um 50 Prozent gestiegen. Insgesamt liegt das höhere Glücksniveau auch darin begründet, dass heutige Rentner aktiver sind: 2020 verbrachte der durchschnittliche Senior 48,2 Minuten am Tag mit körperlichen Aktivitäten (Sport, Fitness, Gymnastik). Noch vor etwa zehn Jahren waren es nur 39,4 Minuten.
Es liegt also klar auf der Hand: Gerade die regelmäßige Bewegung gehört zu den zentralen Faktoren, um gesund und fit zu altern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestes 150 bis 300 Minuten Bewegung pro Woche bei moderater bis hoher Intensität. Das gilt für jedes Alter. Bei der Auswahl der passenden Sportart gibt es aber einige Dinge zu bedenken. Beispielsweise ist das Walken im Vergleich zum Joggen schonender, da die Gelenke beim schnellen Gehen nicht ständig Erschütterungen ausgesetzt sind und das Walken zusätzlich die Armmuskulatur stärkt. Bei Gelenkproblemen ist Schwimmen eine gute Wahl. Gleichzeitig tragen die Runden im Schwimmbad zum Erhalt der Muskeln in Armen, Beinen, Schultern und Bauch bei.
„Selbst im fortgeschrittenen Alter fördert Bewegung nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch geistige Fähigkeiten“, erläutert Iris Kröner, Landesdirektorin der AOK NordWest. „Wir wissen, dass sich durch Bewegung auch noch im hohen Alter neue Nervenverbindungen bilden können und damit nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit und damit auch die Lebensqualität steigen.“ Dies gilt auch für das Tanzen als regelmäßige sportliche Aktivität. Die Bewegung zu Musik macht Spaß, hilft dabei, mobil zu bleiben und erfordert Konzentration, was sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten des Menschen auswirkt. Darüber hinaus bringen regelmäßige Tanzkurse Bewegung in den Alltag, weil sie auch soziale Kontakte fördern. Dies spielt insbesondere in späteren Lebensabschnitten eine wichtige Rolle, in denen es Menschen etwa aufgrund des fehlenden Selbstbewusstseins oder negativer Erlebnisse aus früheren Beziehungen oft schwerer fällt, neue Freundschaften zu schließen oder eine Partnerschaft einzugehen.
Neben der regelmäßigen Ausübung sportlicher Aktivitäten tragen auch Reisen und Ausflüge dazu bei, gesund und fit zu altern. Immer beliebter bei Senioren wird zum Beispiel die Verbindung von Urlaub und Fahrrad, gerne mit Elektromotor als Unterstützung, um auch längere Touren und starke Steigungen auf der Reise zu bewältigen. Zudem befinden sich bei vielen Menschen der goldenen Generation Kreuzfahrten auf dem Wunschzettel, denn wenn ältere Menschen verreisen, wollen sie heutzutage nicht nur am Strand liegen und in der Sonne braten, sondern vor allem Neues entdecken. Hoch im Kurs steht mittlerweile auch der Individualurlaub. So steigen seit Jahren die Verkaufszahlen für Wohnmobile. Daran hat die ältere Generation einen signifikanten Anteil, denn diese verfügt nicht nur über Neugier und die Lust, Europa auf vier Rädern zu erkunden, sondern zugleich über viel Zeit.
Für ihre Reiseabenteuer, aber auch im Alltag nutzen Senioren zunehmend digitale Lösungen, gerne speziell auf sie zugeschnittene Technologien. Dies äußerst sich unter anderem in einer zunehmenden Anzahl an Smartphone-Nutzern. Nutzte vor fünf Jahren, im Jahr 2016, gerade einmal rund ein Viertel der über 65-Jährigen ein Smartphone, liegt dieser Wert 2021 bei immerhin 45 Prozent, zeigt eine Studie des Digitalverbands Bitkom. Noch einmal deutlich höher ist die Smartphone-Nutzung unter den jüngeren Senioren zwischen 65 und 74 Jahren. Von ihnen verwenden knapp zwei Drittel bereits selbstverständlich ein Smartphone. Doch nicht alle Rentner können vom Fortschritt gleichermaßen profitieren. „Sie wünschen sich mehr digitale Teilhabe durch Schulungen, Begleitpersonen und Lernräume“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg. „Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, allen Menschen den selbstständigen und souveränen Umgang mit neuen Technologien zu ermöglichen.“