Klimaschutz geht nur gemeinsam

Dezember 2021, Autor: Barbara Fuchs

William Bossen / Unsplash

Nachhaltiges Handeln ist zu einem relevanten Teil der Wirtschaft geworden. Doch Klimaschutz kostet Unternehmen und Staaten Milliarden. Nichtsdestotrotz braucht es jetzt das entschlossene Handeln der Weltgemeinschaft, um die CO2-Emissionen zu senken und die Erderwärmung zu begrenzen. Denn allein auf nationalstaatlicher Ebene lässt sich Klimaschutz nicht umsetzen.

Den großen Durchbruch brachte die Weltklimakonferenz COP26, die jährlich unter dem Dach der Vereinten Nationen (UN) stattfindet und zuletzt im November in Glasgow zu Ende ging, nicht – zumindest nicht für diejenigen, die sich mehr Klimaschutz erhofft hatten. Das Problem: Die Interessen der 197 Teilnehmerstaaten liegen zum Teil weit auseinander. Denn es geht um viel Geld: Klimaschutzmaßnahmen wie Energieeffizienz und Kohleausstieg verursachen hohe Kosten. Geld, das die Länder, aber auch die Unternehmen in die Hand nehmen müssen, um sich klimaneutral aufzustellen. Zudem stehen gerade in den kohlefördernden Regionen unzählige Arbeitsplätze auf dem Spiel. Gleichzeitig muss aber ausreichend saubere Energie zur Verfügung stehen – für die Menschen, aber auch für die Wirtschaft.

„Deutschland steht vor der größten Transformation in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Ziel Treibhausgasneutralität bis 2045 ist extrem ambitioniert. Die Umsetzung der benötigten Klimaschutzmaßnahmen erfordert allein bis 2030 Mehrinvestitionen von etwa 100 Milliarden Euro pro Jahr“, weiß Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI). Zusammen mit der Boston Consulting Group (BCG) hat der BDI deshalb die Machbarkeitsstudie „Klimapfade 2.0“ erstellt, die zeigen soll, wie sich auf nationaler Ebene in den vier Sektoren Industrie, aber auch Verkehr, Gebäude und Energiewirtschaft die ehrgeizigen Klimaschutzziele einer Reduktion der Treibhausgase um mindestens 65 Prozent bis 2030 und Treibhausgasneutralität im Jahr 2045 erreichen lassen. „Uns läuft die Zeit davon; politische Grundsatzentscheidungen zur Umsetzung der Klimaziele sind überfällig. Deutschland braucht jetzt einen großen Aufbruch mit einem historischen und schnellen Wirtschaftsprogramm für die Zukunft des Standortes.“

Wirtschaft in der Pflicht

Gefragt sind in Sachen Klimaschutz auch die Unternehmen. So seien der Studie zufolge in der Industrie bis 2030 rund 50 Milliarden Euro Investitionen für die bis dahin mögliche teilweise Umstellung zentraler Produktionsprozesse notwendig. Energieintensive Unternehmen stünden bei der Modernisierung ihrer Produktionsprozesse vor der extremen Herausforderung, mittelfristig deutlich höhere Betriebskosten für CO2-arme Produktionsverfahren und CO2-freie Energieträger finanzieren zu müssen. Zugleich werde der Strombedarf in der Industrie durch die Elektrifizierung industrieller Wärmeprozesse bis zum Jahr 2030 um 63 Terawattstunden steigen; bis 2045 werde sich dieser Trend noch einmal verschärfen.

Auf dem Weg hin zur Treibhausgasneutralität ist auch die Politik gefragt. Sie muss die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schaffen und Unternehmen unterstützen. Dazu zählt auch, dass erneuerbare Energien und ihre Nutzung deutlich günstiger werden – nicht nur beim Strom, sondern auch im Bereich industrieller Wärmeprozesse.

Klimaschutz global angehen

Denn nur, wenn die deutsche Wirtschaft in ihren Klimaschutzbemühungen unterstützt wird, kann sie die grüne Transformation bewältigen und gleichzeitig weiterhin im internationalen Wettbewerb bestehen. „Dem globalen Klimaschutz wäre nicht gedient, wenn die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und der europäischen Industrie auf der Strecke bliebe“, unterstreicht Russwurm. „Wollen wir global Vorbild dafür werden, dass Klimaschutz und Wohlstand vereinbar sind, müssen wir im Alltag beweisen, dass und wie es uns gelingt.“ Dabei sollten nationale und europäische Pläne konsistent sein.

Denn klar ist: Klimaschutz lässt sich nicht nationalstaatlich regeln. Vielmehr muss das Vorhaben, den Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 zu senken und damit die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen, global gedacht und weltweit angegangen werden. Ein Weiter-so in Ländern wie China, Indien oder Saudi-Arabien, die damit die eigene Wirtschaft zulasten der Weltgemeinschaft stärken, darf es nicht geben. Ähnlich wie die EU, der als globalem Vorreiter Staaten wie die USA, Japan, Südkorea und Südafrika folgten, müssen sich alle Nationen auf verbindliche Klimaziele verpflichten, forderte denn auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen angesichts des Klimagipfels. Und mehr noch: „Ebenso wichtig ist es, diese Ziele mit konkreten Vorhaben zu unterfüttern.“

Forderungen, die beim nächsten Weltklimagipfel im November 2022 sicher wieder aufs Tableau kommen – und zwar auch für Deutschland. Denn die Bundesrepublik bremste gerade beim vergangenen Klimagipfel beim Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. So hatten sich rund 30 Länder und weltweit führende Fahrzeughersteller darauf verständigt, den Verkauf von Verbrennern bis 2040 zu beenden. Auf entwickelten Märkten soll der Verbrenner-Ausstieg bis 2035 gelingen. Deutschland schloss sich dem Vorstoß nicht an – sicher auch, um die heimische autolastige Wirtschaft zu schützen.

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