Rollender Klimaschutz

Dezember 2021, Autor: Günter Weihrauch

Yann Bastard

E-Fahrzeuge werden beliebter. Viele sehen im Elektroauto die Zukunft der modernen Mobilität. In China sind nach wie vor am meisten batteriebetriebene Fahrzeuge unterwegs, Deutschland holt allerdings bei den Neuzulassungen nicht zuletzt aufgrund der staatlichen Förderangebote auf. Auch die Elektrifizierung im Schienenverkehr trägt übrigens zu einem besseren Klima bei.

Weltweit kommen immer mehr Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf den Markt. Sie sind ein wichtiger Baustein, um die Klimaziele von Paris zu erreichen und die Mobilität bis spätestens 2050 klimaneutral zu machen. So gab es im Jahr 2020 weltweit etwa 10,9 Millionen Elektroautos, über drei Millionen Fahrzeuge mehr als noch 2019. Ein wahrer Boom an Neuzulassungen im Bereich von Elektroautos war in Deutschland zu beobachten: In der Bundesrepublik stieg die Zahl von 108.530 im Jahr 2019 auf nunmehr 394.632. Das ist ein Plus von 264 Prozent – die weltweit höchste Wachstumsrate. Deutschland liegt nun bei den Neuzulassungen auf dem zweiten Rang hinter China und verdrängt die USA auf Platz drei.

Internationaler Spitzenreiter ist Norwegen

Laut E-Mobility-Ranking der „IAA Mobility“ fahren trotzdem mit Abstand die meisten E-Autos in China (4,2 Millionen), gefolgt von Europa (3,2 Millionen) und den USA (1,7 Millionen). Ähnlich sieht es beim Blick auf die drei Kontinente mit den größten Beständen an E-Autos aus: Asien liegt vorn, gefolgt von Europa und Nordamerika. Werden die E-Autos pro 1.000 Einwohner gezählt, steht Europa auf Platz 1. Hier sind es statistisch 6,1 elektrifizierte Fahrzeuge. Der weltweite Durchschnittswert liegt bei 1,4. Internationale Spitzenreiter sind Norwegen (81,0), Island (36,8) und Schweden (20,6), die deutlich über diesem Wert liegen. Diese Beispiele zeigen: Der europäische Markt hat sich zum internationalen Taktgeber bei der Entwicklung der E-Mobilität entwickelt.

Gesamtbestand an E-Autos weltweit bis Ende 2020

Quelle: Fourin, IHS, KBA, Ward’s

Förderimpulse kurbeln Nachfrage an

Diese Beobachtung bestätigt Frithjof Staiß. „Der E-Fahrzeugmarkt entwickelt sich in vielen Ländern sehr vielversprechend, insbesondere in der Europäischen Union“, sagt das geschäftsführende Vorstandsmitglied des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg „ZSW“. „Der positive Trend ist jedoch auch auf höhere Fördersätze für Elektrofahrzeuge im Rahmen von Corona-Konjunkturpaketen und zusätzliche Maßnahmen wie die abgesenkte Mehrwertsteuer in Deutschland zurückzuführen“, fügt der Fachmann hinzu. „Es gilt deshalb, diesen Förderimpuls sukzessive in ein marktgetriebenes Wachstum zu überführen, um das Ziel der Bundesregierung von sieben bis zehn Millionen Elektroautos im Bestand bis 2030 effizient erreichen zu können.“ Hierfür müssen in Deutschland im Schnitt jedes Jahr rund eine Million E-Fahrzeuge neu zugelassen werden. Das ambitioniertere neue EU-Klimaschutzziel dürfte eher noch einen deutlich größeren E-Auto-Anteil erfordern als bislang angestrebt.

Ende des Verbrennungsmotors in Sicht

Neue Impulse auf dem Weg zu einer klimaneutralen Mobilität kommen von der kürzlich in Glasgow zu Ende gegangenen Klimakonferenz. Dort hat sich ein Bündnis aus rund 30 Staaten sowie Städten und Unternehmen zum Umstieg auf emissionsfreie Autos bis spätestens 2040 bekannt. Zu den Unterzeichnern gehören neben dem Gastgeberland der Konferenz, Großbritannien, auch einige EU-Staaten sowie Schwellen- und Entwicklungsländer wie etwa die Türkei, Paraguay, Kenia oder Ruanda. Deutschland ist nicht dabei. Von den deutschen Autobauern schloss sich Mercedes Benz der Initiative an, außerdem unterzeichneten die Vereinbarung Hersteller wie Ford, Volvo und Jaguar.

 

Neue Konkurrenz aus USA und Fernost

Zwar ist Volkswagen in Deutschland mittlerweile Marktführer beim Verkauf von Elektroautos, weltweit steht aber immer noch Tesla auf dem Spitzenplatz. Dem kalifornischen Elektroautobauer droht nicht nur Konkurrenz aus Europa, sondern auch aus dem eigenen Land in Form des Unternehmens Rivian. Der Rivale konzentriert sich auf den Verkauf von Pick-ups. Bei seinem Debüt an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq hat Rivian kürzlich fast zwölf Milliarden US-Dollar eingesammelt. Einen solch hohen Emissionserlös hat zuvor noch nie ein E-Auto-Hersteller erreicht, obwohl Rivian bislang keinen nennenswerten Umsatz erzielt. Auch der taiwanesische Smartphone-Hersteller Foxconn will Elektroautos bauen. Die ersten Modelle sollen 2023 auf den Markt kommen.

E-Mobilität beschränkt sich übrigens nicht nur auf Autos. Darauf weist Dirk Flege hin. „Wer den Klimaschutz rasch vorantreiben möchte, kommt am konsequenten Ausbau der E-Mobilität auf der Schiene nicht vorbei“, betont der Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene. „Der Abschied vom Diesel ist auf der Schiene leichter, schneller und mit weniger Aufwand zu realisieren als auf der Straße.“ Bisher sind rund 61 Prozent der deutschen Bahnstrecken elektrisch ausgebaut: Damit liegt das Land deutlich unter dem EU-Durchschnitt.

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