Die Erde raucht wie ein Schlot

Dezember 2021, Autor: Günter Weihrauch

Ann-Sophie de Steur

Katastrophale Klima- und Wetterextreme wie Überschwemmungen, Hitzewellen oder Waldbrände betreffen weltweit immer mehr Regionen. Klimaschutzmaßnahmen werden dringlicher. Eine entscheidende Bedeutung kommt auf dem Weg in eine klimafreundlichere Zukunft der Reduzierung der Treibhausgase zu. Ausstoß und Ambitionen der Länder unterscheiden sich jedoch stark.

Waldbrände, Stürme, Hitzewellen und Überflutungen: Die Bilanz der Klimakrise für das Jahr 2021 fällt düster aus. Indien etwa erlebte in diesem Sommer zwei starke Wirbelstürme, Hitzewellen mit extremen Temperaturen und tödliche Überschwemmungen im Himalaya, bei denen viele Menschen starben. Kanada und die USA erreichte Ende Juni eine Hitzewelle mit Temperaturen von 50 Grad. Waldbrände zerstörten nicht nur dort komplette Dörfer, auch rund um das Mittelmeer oder in der sibirischen Taiga verwüsteten Feuer riesige Flächen. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die schweren Regenfälle und die anschließende verheerende Flut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Allerdings ist nicht nur 2021 voller Wetterextreme. Die steigende Häufigkeit wetter- oder klimabedingter Naturkatastrophen lässt sich bereits seit 1970 beobachten. Laut einem aktuellen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) stieg die Zahl dieser Katastrophen im Zeitraum der vergangenen 50 Jahre um den Faktor fünf. Insgesamt ereignete sich seit 1970 jeden Tag durchschnittlich eine Katastrophe im Zusammenhang mit einer Wetter-, Klima- oder Wassergefahr. Sie tötete nach Angaben des WMO täglich 115 Menschen und verursachte für den Zeitraum von 1970 bis 2019 finanzielle Schäden in Höhe von 3,64 Billionen US-Dollar. „Wir haben mehr Wasserdampf in der Atmosphäre, was extreme Regenfälle und tödliche Überschwemmungen verstärkt“, sagt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. „Die Erwärmung der Ozeane hat die Häufigkeit und geografische Lage der stärksten tropischen Stürme beeinflusst.“

Wetter- und Klimaextreme immer drastischer

Klar muss also sein: Die Zahl der Wetter-, Klima- und Wasserextreme nimmt zu und wird in vielen Teilen der Welt infolge des Klimawandels noch einmal häufiger und schwerer werden. Davor warnt auch der jüngste Bericht des Weltklimarats der Vereinten Nationen (IPCC). „Klimaschutz ist daher eine überlebensnotwendige Aufgabe“, betont Svenja Schulze bei der Vorstellung des Berichts in Deutschland. „Wir alle haben es jetzt in der Hand, die 2020er- Jahre zu einem Klimaschutzjahrzehnt zu machen und die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen“, so die Bundesumweltministerin im August 2021. „Wie wir den Treibhausgasausstoß senken können, wissen wir: mit einer raschen Abkehr von Kohle, Öl und Gas, mit dem Ausbau der Sonnen- und Windkraft und der Produktion von grünem Wasserstoff als klimafreundlichem Energieträger.

Rekord bei Treibhaus-Konzentration

Unter Experten gibt es keinen Zweifel, dass die steigenden atmosphärischen Treibhausgaskonzentrationen der bestimmende Faktor für die beobachtete globale Erwärmung sind. Laut dem „Oeschger-Zentrum für Klimaforschung“ der Universität Bern ist die heutige CO2-Konzentration in der Atmosphäre über 28 Prozent höher als je zuvor in den letzten 800.000 Jahren. 2019 hat der weltweite CO2-Ausstoß einen neuen Höchstwert von 38,0 Milliarden Tonnen erreicht. Für rund 80 Prozent dieser Emissionen waren im Jahr 2019 die G20-Staaten verantwortlich. Die größten Kohlenstoffdioxidemittenten unter den G20-Mitgliedern waren China, die USA und die EU. Blickt man auf den höchsten CO2-Ausstoß je Einwohner, ändert sich die Rangfolge. Dann verzeichnete Saudi-Arabien mit 18,0 Tonnen den höchsten CO2-Ausstoß je Einwohner von allen G20-Staaten. Es folgten Australien mit 17,3 Tonnen, Kanada mit 15,7 Tonnen und die Vereinigten Staaten mit 15,5 Tonnen. China rangierte mit rund 8,1 Tonnen vor der EU mit 6,5 Tonnen je Einwohner.
Kohlendioxidemissionen je EinwohnerIn

Länder setzen unterschiedliche Schwerpunkte

Es ist also höchste Zeit, den Kampf gegen den Klimawandel zu intensivieren. So hat etwa der Bundestag im Juni 2021 stärkere Klimaschutzziele beschlossen. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein, also nicht mehr CO2 auszustoßen, als wieder über Wälder oder andere Wege absorbiert werden kann, oder aber über den Emissionshandel mit Treibhausgas-Zertifikaten sich mehr Emissionen einzukaufen.

Die chinesische Regierung will noch vor dem Jahr 2030 damit beginnen, die CO2-Emissionen reduzieren. Allerdings plant das asiatische Land für die nächsten Jahre den Ausbau von Kohlekraftwerken. Bis 2060 soll China dann CO2-neutral sein. Dasselbe Datum nennt Saudi-Arabien. Möglich sein soll das durch den „Ansatz einer Kreislaufwirtschaft für Kohlenstoff“. Indien plant bis zum Jahr 2070 Klimaneutralität. Das Land treibt den Ausbau erneuerbarer Energien voran und plant bis 2030 eine Gesamtkapazität durch nicht fossile Energieträger von 500 Gigawatt. Um die Emissionen zu verringern, ist außerdem ein Ausbau des riesigen Bahnnetzes des südasiatischen Landes geplant.

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