Die Kehrseite der Digitalisierung

November 2021, Autor: Birgit Pfaff

Miriam Jacobi

Cyberkriminalität hat in den letzten Jahren rasant zugenommen. Identitäts-Klau, Online-Gelddiebstahl oder Datenerpressung im großen Stil lassen den Ruf nach umfassender IT- und Netzwerksicherheit laut werden.

Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet unbegrenzte Möglichkeiten für Unternehmen und deren Kunden. Daten und Informationen verbreiten sich in Sekundenschnelle und können unendlich geteilt werden. Waren Verbraucher bis vor wenigen Jahren noch vom stationären Handel abhängig, um Produkte oder Dienstleistungen zu kaufen, so steht ihnen heute ein weltweites Onlineangebot zur Verfügung.

Bezahlt wird dabei ebenso komfortabel direkt am Computer, Tablet oder Smartphone. Dafür geben die Warenempfänger fast schon automatisch ihre persönlichen Daten ein und vertrauen dabei auf die Sicherheit der Server. Doch was, wenn diese versagen? Cybercrime ist heutzutage professionell organisiert und agiert weltweit. Die Täter spüren Sicherheitslücken auf und greifen dort an, wo es sich für sie finanziell lohnt.

Die erbeutete Ware wird auf digitalen Marktplätzen im Darknet angeboten. Dort können gestohlene Daten oder ganze Identitäten erworben werden. Und nur einen Klick entfernt warten illegale Güter auf ihre Abnehmer. Cybercrime ist nach Ansicht des Bundeskriminalamts (BKA) „ein hochkomplexer, krimineller Wirtschaftszweig mit eigenen Wertschöpfungsketten.“

Die Maschen des Cybercrime

Laut Statistikportal Statista hat die Anzahl der Straftaten im Bereich Cyberkriminalität in Deutschland zwischen 2007 und 2020 kontinuierlich zugenommen. Allein 2020 wurden 108.474 Delikte polizeilich erfasst, die unter Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnik begangen wurden.

Betrüger hacken sich in private Computer, gaukeln glaubhaft Probleme vor und bringen Anwender per Phishing dazu, eine Software zu kaufen, die das System angeblich repariert. Allein im Jahr 2016 belief sich die Höhe der finanziellen Schäden durch Phishing im Onlinebanking laut Statista auf rund 8,7 Millionen Euro.
 

Cyber security

Markus Spiske


Weitere Beispiele für organisierte Internetkriminalität finden sich bei großen Unternehmen wie Verlagshäusern, Kliniken oder Stadtverwaltungen. Hacker verschlüsseln die Daten der Server mithilfe von Ransomware und verlangen für die Entschlüsselung Lösegelder in Millionenhöhe. Deutschlandweit sind dem BKA etwa hundert solcher Fälle zwischen 2015 und 2021 bekannt, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Im Oktober 2021 gelang es deutschen Polizeibehörden, einen Ring aus europaweit agierenden Computerkriminellen zu zerschlagen, die digitalen Anlagebetrug begingen. Dabei wurden prominente Namen wie Boris Becker oder Günther Jauch als Lockvögel eingesetzt. Überwiegend private Anleger investierten ihr Erspartes in vermeintlich sichere und lukrative Anlageprodukte. Der äußerst professionell vorgehende „Finanzdienstleister“ erbeutete europaweit geschätzte 500 Millionen Euro.

IT-Sicherheit, Endpoint Security und sichere Bezahlung

Wie können sich Unternehmen vor solchen Übergriffen schützen? Die gute Nachricht ist, dass es international anerkannte Firmen gibt, die auf IT- und Netzsicherheit spezialisiert sind. Sie erkennen Bedrohungen und schaffen individuelle Sicherheitslösungen. In unserer vernetzten Welt sind sichere Infrastrukturen für Unternehmen unerlässlich.

Cyber-Security und Datenschutz betrifft inzwischen nahezu alle Unternehmen. Das schließt alle Server und Cloud-Speicher ein sowie den Schutz von IT-Endgeräten in der Endpoint Security. Um die eigene Kundschaft beim Online-Shopping zu schützen, bedarf es heute der Installation streng geschützter Bezahlsysteme.

Wie können sich Endverbraucher vor Internetbetrug schützen?

Nutzern bleibt zum Schutz vor Internetbetrug ein Maßnahmenkatalog, wie die eigenen Endgeräte hinsichtlich Antivirensoftware und Updates aktuell zu halten. Experten empfehlen, keine Anhänge von unbekannten Absendern zu öffnen oder Links in solchen E-Mails anzuklicken. Eine Registrierung mit den eigenen Daten sollte nur auf bekannten und vertrauenswürdigen Webseiten erfolgen. Fürs Online-Banking bietet sich eine Zweifaktor-Authentifizierung an.

Privatanleger sollten vermeintlich lukrative Angebote lieber einmal mehr prüfen und bei fragwürdigen Offerten den Verbraucherschutz informieren. Bekannte Schutzsiegel wie Trusted Shops oder die Prüfzeichen des TÜV-Süd geben leider nur bedingte Sicherheit, denn sie können durch einfaches Kopieren in Fake-Webseiten missbräuchlich verwendet werden. Wer Opfer eines Betrugs oder Identitätsdiebstahls geworden ist, sollte dies sofort bei der örtlichen Polizei zur Anzeige bringen – auch wenn die Chancen auf Aufklärung eher gering sind.

Fazit: Die Kehrseite der Digitalisierung abwenden

Cyberkriminalität ist ein lukratives und erfolgreiches Geschäft. Es ist davon auszugehen, dass die Ideen der Betrüger immer ausgefeilter werden. Unternehmen müssen daher jetzt in zukunftsweisende Schutzsysteme und regelmäßige Updates investieren, um sich nicht angreifbar zu machen.

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