Moderne Hardware im Gesundheitswesen

Dezember 2022, Autor: Dr. Tobias Schneider

Mockup Graphics – Unsplash

Immer mehr moderne digitale Helfer sind im Alltag vieler Menschen zu finden – von Smartphones oder Smartwatches über virtuelle Assistenten bis hin zu vernetzten Haushaltsgeräten, die auf der Vision des Internets der Dinge basieren. Sie sollen uns das Leben erleichtern und uns bei der Bewältigung der immer komplexer werdenden Anforderungen des täglichen Lebens helfen.

Diese Entwicklung ist jedoch nicht auf den privaten Sektor beschränkt. Private Unternehmen haben das Potenzial der Digitalisierung längst erkannt und nutzen es so gewinnbringend wie möglich für sich. Im öffentlichen Sektor ist die Entwicklung naturgemäß langsamer, aber deshalb nicht weniger vielversprechend. Im letzten Jahrzehnt hat die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen ihre Spuren hinterlassen. Deutschland ist nicht dafür bekannt, zu den Vorreitern der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu gehören – ganz im Gegenteil. Im Jahr 2018 machte die Bundesrepublik im internationalen Vergleich eine sehr schwache Figur. Seitdem hat sich allerdings viel getan, und einige wichtige Innovationen wie die elektronische Patientenakte dürften für eine Verbesserung des Rankings gesorgt haben. Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial – auch bei der Beschaffung moderner Hardware.

Moderne Geräte auf dem Vormarsch

Die Digitalisierung findet sowohl im Großen als auch im Kleinen statt, wobei beide Bereiche miteinander verwoben sind. Diese Vernetzung ist nicht nur ein Merkmal, sondern einer der zentralen Vorteile der digitalen Technologien. Im großen Maßstab geht es beispielsweise um Datenbanken oder Krankenhausinformationssysteme und deren Server, die die gesamte Verarbeitung und den Austausch von medizinischen und administrativen Daten verwalten. Krankenhausinformationssysteme sind vergleichbar mit ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning) in der Industrie, die einen zentralen Kontrollpunkt für die Organisation darstellen. So kann ein Großteil des „Papierkrams“ vergangener Jahre entfallen, und auch der Datentransfer nimmt deutlich weniger Zeit in Anspruch, was sich u. a. positiv auf die Dauer von Diagnosen auswirken kann.
Ergänzend dazu gibt es kleinere Geräte wie vernetzte Blutdruck- oder Blutzuckermessgeräte. In der Vergangenheit sah das Prozedere etwa so aus: Nach der Messung las eine Krankenschwester den Wert vom Messgerät ab und übertrug ihn manuell direkt (oder auf Umwegen) mit Datum und Uhrzeit in die Patientenakte. Diese wird dann entweder in Papierform aufbewahrt oder nachträglich digitalisiert. Bei neueren Geräten scannt man in der Regel nur noch einen patientenspezifischen Code und das Messergebnis wird per Funk direkt an das Krankenhausinformationssystem und die digitale Patientenakte übermittelt und kann z. B. direkt in der Arztpraxis eingesehen werden. Die Zeitersparnis für Ärzte und Schwestern ist bei dieser Art von Verfahren enorm.

Auch die Patientinnen und Patienten profitieren direkt

Die Lebensqualität der Patienten wird durch zahlreiche digitale Anwendungen direkt verbessert. Ein bekanntes Beispiel dafür sind Computer, die aus Augenbewegungen Sprache erzeugen können, wie sie beispielsweise der bekannte Astrophysiker Stephen Hawking verwendete. Auch automatisierte Insulinpumpen können Diabetikern das ständige Messen des Blutzuckerspiegels und das Spritzen ersparen und so ihre Lebensqualität erhöhen.
Geräte, die Patienten zur Überwachung ihrer Vitalparameter benötigen, werden immer häufiger eingesetzt. So können kleine Geräte heute beispielsweise EKG-Aufzeichnungen bei Herzrisikopatienten überwachen und bei Anomalien automatisch den Arzt oder den Rettungsdienst alarmieren. Es gibt heute viele Beispiele für solche Geräte, insbesondere in der Kardiologie, aber theoretisch könnten die Systeme auch zur Überwachung anderer Organsysteme wie der Leber oder der Nieren eingesetzt werden.

Das Smartphone als Therapiehilfe

Große Fortschritte wurden in Deutschland auch bei digitalen Gesundheitsanwendungen (DIGAs) gemacht. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um Apps, die auf Smartphones installiert werden können und als Therapieergänzung bei bestimmten Erkrankungen eingesetzt werden. Für Tinnitus-Patienten wird zum Beispiel die „My Tinnitus App“ nach den aktuellen Leitlinien empfohlen. Diese unterstützt die Patienten durch ein 10-wöchiges Lernprogramm, in dem sie mit einer Reihe von Übungen und Bewältigungsstrategien vertraut gemacht werden. Die positiven Auswirkungen der App sind (wie bei allen DIGAs) nachgewiesen. Es gibt noch weitere DIGAs für verschiedene Erkrankungen, deren Zahl in letzter Zeit stark zugenommen hat – ein Trend, der sich voraussichtlich fortsetzen wird.

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