Was tun bei Null- oder Negativzinsen?

September 2021, Autor: Birgit Pfaff

James Clapham

Eine intelligente Geldanlage gewinnt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zunehmend an Bedeutung. Produkte wie ETFs, Aktien- und Investmentfonds bieten flexible Möglichkeiten und Renditechancen.

Etwa die Hälfte des deutschen Privatvermögens liegt nutzlos auf Spar- oder Girokonten. Das ist insofern verwunderlich, da die Banken seit mehr als einem Jahrzehnt keine Guthabenzinsen mehr ausschütten. Durch die weiterhin lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank steigen zudem die Strafzinsen für die Kreditanstalten. Diese Belastung geben erste Institute bereits an ihre vermögenden Kunden weiter. Ein ergänzender Faktor, der das Kapital angreift, ist die steigende Inflation. Durch die Corona-Krise, Umweltkatastrophen und die damit verbundenen finanziellen Hilfen für den Wiederaufbau wird der Geldverfall zusätzlich angefacht.

Das alles sind deutliche Signale für eine Umkehr. Wohin also mit dem Ersparten in Zeiten von niedrigen Zinsen oder gar Negativzinsen? Eine gute Alternative zum klassischen Sparbuch bietet laut Finanzexperten die Investition in einzelne Aktien. Sie können höhere Renditen bringen kann als zum Beispiel Sparpläne oder Sparbriefe, wie sie von Banken angeboten werden. Darüber hinaus empfehlen sich zur Kapitalbildung Aktien- und Investmentfonds, die zur Risikominimierung möglichst breit gestreut sein sollten. Das hat den Vorteil, dass Kursverluste einzelner Unternehmen mit den Gewinnen anderer ausgeglichen werden können.

Was tun bei Null- oder Negativzinsen?

Mathieu Stern

Vorbild Starinvestoren: Einzelaktien oder breit gestreute Fonds?

Letztendlich ist die Wahl der Anlageform eine Frage der persönlichen Philosophie. Internationale Investmentgrößen wie Warren Buffett und Charlie Munger, beide Geschäftsführer der US-Holding Berkshire Hathaway machen es vor: Während Munger übersichtlich nur in wenige Werte investiert, nutzt Buffett eine breite Kapitalstreuung mit mehr als 50 börsennotierten Unternehmen wie Apple, Coca-Cola oder Kraft Heinz Lebensmittel. Wer mit seiner Methode erfolgreicher ist, zeigt ein Blick in den Bloomberg Billionaires Index, der Rangliste mit den reichsten Menschen der Welt: So verfügt Warren Buffett aktuell über ein Nettovermögen von mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Bei Charles Munger sind es 2,2 Milliarden US-Dollar.

Ähnlich aufgestellt ist der US-Unternehmer Ray Dalio (20 Milliarden US-Dollar), der bereits 1996 erfolgreich seine Investment-Strategie „All Weather Portfolio“ verfolgt. Der Hedgefonds-Manager ist der Ansicht, dass nur eine ausgeglichene Diversifikation – etwa aus Staatsanleihen, Aktien und Rohstoffen – in der Lage ist, jede „Wetterlage“ zu verkraften. Dabei sollte das Konzept aus mehreren ETFs (Exchange Traded Funds, börsengehandelte Fonds) für jede Anlagenklasse bestehen.

 

Vorsorge für die Rente: Den Wohlstand sicher aufbauen

Viele Arbeitnehmer haben bereits erkannt, dass die gesetzliche Rente für einen angemessenen Lebensabend nicht ausreichen wird. Die Verbraucher sind dazu angehalten, Versorgungslücken privat auszugleichen. Neben einer Lebensversicherung eignet sich hierzu der Vermögensaufbau über Rentenfonds oder kostengünstige ETFs. Diese orientieren sich zum Beispiel am Deutschen Aktienindex (DAX) in dem bekannte Unternehmen wie Adidas, BMW, Bayer oder die Telekom gelistet sind. Hier können sich Anleger bereits mit kleinen Beträgen beteiligen bei guten Renditechancen. Durch die breite Streuung bleibt das Risiko stets überschaubar. Wer Geld im größeren Stil anlegen möchte, kann auch über den Immobilienkauf für das Alter vorsorgen oder in Immobilienfonds investieren.

Die Welt verändert sich, grüne Investments sind gefragt

Anleger achten zunehmend bei der Auswahl ihrer Produkte auf Nachhaltigkeit. Daher ist es nicht verwunderlich, dass grüne bzw. nachhaltige Investments gefragt sind. Diese eignen sich gleichermaßen für Menschen, welche die Welt verbessern möchten als auch für Finanzprofis, die Zukunftspotenziale und Risiken erkennen.

Grundsätzlich lässt sich beobachten, dass in den letzten Jahren eine neue Investment-Kultur mit mehr Aufgeklärtheit entstanden ist. Anleger verkaufen ihre Produkte nicht mehr so schnell wie früher aus Angst vor Verlusten. „HODL“ lautet die Devise. Der Begriff stammt aus der Kryptoszene und besagt, auch in schlechten Zeiten an einem Investment festzuhalten. Eine andere Strategie wird mit dem „Buy-the-Dip“-Prinzip verfolgt. Aktien werden dann gekauft, wenn sie auf dem niedrigsten Stand stehen, um sie beim nächsten Rekordhoch gewinnbringend abzustoßen. Diese Vorgehensweise erfordert jedoch ein hohes Fachwissen.

Neo-Broker und WallStreetBets: Die neuen Wilden

Ebenso verändert sich die Landschaft der Börsenmakler. Mit den Neo-Brokern erobert eine neue Generation von Online-Tradern den Aktienhandel. Dabei handelt es sich meist um junge Privatpersonen, die bewährte Anlagepraktiken und Techniken des Risikomanagements weitgehend ignorieren. Sie bieten ihre Dienste eher in unkonventioneller Herangehensweise an.

Bekanntestes Beispiel für neues Aktienmarketing ist zudem die Social Media-Plattform WallStreetBets (WSB), auf welcher registrierte Nutzer über den Aktien- und Optionshandel diskutieren. Anfang 2021 sorgten sie für weltweites Aufsehen, als sie die totgeglaubte GameStop-Aktie innerhalb weniger Tage von 20 auf 480 Dollar ansteigen ließen.

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